Kiss me Kate

Kiss me, Kate

von Cole Porter

Musikalische Komödie von Samuel und Bella Spewack nach Der Widerspenstigen Zähmung von William Shakespeare


Hier der Videotrailer .


Musikalische Leitung: Walter Kiesbauer

Regie: Christoph Biermeier

Bühne: Katrin Busching

Kostüme: José Luna

Choreografie: Andrea Heil

Dramaturgie: Carola Söllner


Mit: Stephanie Theiß, Melanie Starkl, Lana Gordon, Kathrin Hanak, Birgit Reutter, Dominique Aref, Karim Khawatmi, Hendrik Schall, Maarten Güppertz, Gerald Michel, Ernst Matthias Friedrich, Steffen Schortie Scheumann, Patrik Cieslik, Patrik Stauf (Dance Captain)


Musiker: Georg Protein, Peter Imig, Thomas Prokein, Andreas Blüml, Tobias Scheibeck, Matthias Zippel, Klaus Wangorsch, Ralf Reichert, Chriss Gross, Walter Kiesbauer


Premiere: 21. Juni 2014, Große Treppe vor Sankt Michael, Schwäbisch Hall


Presse:

Bunte Glühbirnen hängen über dem Marktplatz von Schwäbisch Hall. Doch hier findet keine lauschige Gartenparty statt, sondern es wird Cole Porters Musical “Kiss me, Kate” zur Eröffnung der Freilichtspiele gespielt auf der Großen Treppe vor St. Michael. Und Intendant Christoph Biermeier hat inzwischen Erfahrung damit, die ganz große Inszenierungskarte zu ziehen. (…) Doch das Äußere ist das eine, hier gibt es ja noch die fantastische Musik von Cole Porter. Und dem musikalischen Leiter Walter Kiesbauer ist es wieder gelungen, Musiker um sich zu scharen, die sich mit viel Hingabe dieser Musik mit großen melodischen Bögen, Jazz, Popular-Musik der 1940er Jahre und einem Schuss Operettenseligkeit widmen. Und dazu bedarf es auch Sänger, die dies umsetzen können. Und auch da schöpfen die Freilichtspiele mittlerweile aus dem Besten dieses Faches. Das gilt etwa für Stephanie Theiß in der Hauptrolle. In Hall genießt sie den großen Raum und das orchestrale Fundament um alle Register ihrer Stimme zu ziehen. (…) So kann es weitergehen in diesem Shakespeare-Jahr.

Armin Friedl, Stuttgarter Nachrichten

 

Schauspielerisch überzeugt – vor allem im ersten Teil – Stephanie Theiß als Lilli mit vielen Facetten: Sie ist eine kämpferische, ehrlich wütende und eifersüchtige Exfrau, die sich voll Leidenschaft und grimmig wetternd in den Geschlechterkampf stürzt und auch leise Töne beherrscht. Etwa wenn sie mit “Wunderbar” gemeinsam mit Fred in Erinnerungen schwelgt. Karim Khawatmi gibt jenen Theaterbesessenen charmant, versiert und mit Präsenz. Ein weiteres Pärchen: Melanie Starkl tanzt, singt und stöckelt herrlich exaltiert als Nachtclubsternchen Lois mit knallblauen Haaren über die Treppe. Ihr Herz hat sie an Hendrik Schall als den messerwerfenden Hallodri Bill verloren, der nicht nur waghalsige Räder auf der Treppe schlägt, sondern auch noch steppt. Maarten Güppertz, Patrik Cieslik, Patrick Stauf, Kathrin Hanak, Birgit Reutter und Dominique Aref komplettieren das spielfreudige Ensemble. Als etwas trotteliges Ganovenpärchen agieren der hagere Ernst Matthias Friedrich mit einer fiesen Lache und der adipös ausgestopfte Schortie Scheumann mit Hang zur Melancholie.

Bettina Lober, Haller Tagblatt

 

Schwäbisch Hall – Knallbunt und ein wenig überkandidelt tobt dieses Käthchen durch die laue Sommernacht, bis es seinen Petruchio in die Arme schließt. Auch bei den Freilichtspielen Schwäbisch Hall steht dieses Jahr wieder ein Musical auf dem Programm, wie seit vielen Jahren bei praktisch sämtlichen Sommerfestspielen der Republik. Gespielt wird auf der großen Treppe Cole Porters unverwüstliches „Kiss Me, Kate“, in einer manchmal etwas überinszenierten Revue-Albernheit, dafür mit ganz beachtlicher musikalischer Qualität.

Regisseur Christoph Biermeier, Intendant der Freilichtspiele, kniet sich in jeden Dialog, in jeden Songtext rein, findet in jeder Zeile einen Gag und illustriert Porters sinnliche, rasante Melodien mit einer überdrehten Vielzahl von Einfällen. Gott bewahre, dass jemand beim Singen nur herumstehe: Da werden Messer geworfen, und der Chor hoppelt in Pferdchenkostümen herum, männliche Revuegirls umtänzeln Petruchio, die Frauen-Protestbewegung zieht durch. (…)

Das ist die allermeiste Zeit sehr lustig, denn ständig herrscht Bewegung auf den vielen Stufen, aber die gnadenlose Bebilderung schrammt ein paar Mal doch an der Grenze zur Parodie entlang. Dennoch kriegt die Aufführung immer wieder die Kurve, die pointenreiche Liebesgeschichte zwischen den beiden Theaterstars Lilli und Fred, die sich parallel zu ihrer Aufführung von „Der Widerspenstigen Zähmung“ schlagen und vertragen, findet ein walzerseliges Happyend. (…)

Die steile Treppe mit ihren relativ kurzen Stufen hindert das kleine, aufgedrehte Ensemble keineswegs am Tanzen: in Andrea Heils rasanten Choreografien wird gesteppt und sich überschlagen, lasziv spreizen sich die Tänzer auf Stühlen, jagen in weiten Schritten treppauf, treppab. Das Bühnenbild beschränkt sich auf der weiten Freitreppe naturgemäß auf minimale Versatzstücke, ein großer Lichterrahmen vor dem Kirchenportal und viele bunte Lichterketten quer über den Marktplatz verorten das Geschehen beim fahrenden Volk. Aber bei was für einem: Die knallbunten Kostüme von José Luna vereinen Commedia dell’Arte mit Kaufhaus-Fasching, garniert mit einer Prise Sadomaso hier und dort, mit viel Pink, Goldflitter, blauen Perücken, Strapsen. Für fast jede Szene gibt es neue Outfits, je schriller desto besser, vom Glitzerfrack übers Hirschgeweih bis zum Hut mit Fliegenpilzen. Ausgerechnet die bei- den theaterversessenen Gangster aber – hier wahre Comicfiguren – und ihren originellen Song „Schlag nach bei Shakespeare“ verschenkt die Regie. Walter Kiesbauer hat Cole Porters langsame Walzer, die sexy Rumba- und Jazzrhythmen perfekt für seine kleine Besetzung arran- giert, das achtköpfige Orchester spielt nuanciert und mit raffinierter Dynamik.

Auch gesungen wird durchweg mit leichten, schönen Stimmen, die Ensembles klingen vorbildlich zusammen. In den Hauptrollen begegnen uns Bekannte aus dem Stuttgarter Alten Schauspielhaus oder vom Möhringer Musicaltheater: Karim Khawatmi schmeichelt sich als sanfter Macho Fred ins Ohr, Stephanie Theiß stattet ihre kluge, bissige Diva Lilli mit viel Sexappeal aus (und überspielt damit fast den Bruch in ihrer Stimme), Hendrik Schall und Melanie Starkl packen als flippiges zweites Liebespaar ihre sämtlichen körperlichen Vorzüge aus. Ein paar aktuelle Anspielungen und Treppen-Witze garnieren den zweistündigen Spaß. (…)

Angelika Reinhardt, Eßlinger Zeitung

Fotos: Jürgen Weller