Im weißen Rössl

Singspiel in drei Akten, frei nach dem Lustspiel von Blumenthal und Kadelburg

Buch von Hans Müller und Erik Charell

Musik von Ralph Benatzky

Gesangstexte von Robert Gilbert

Sechs musikalische Einlagen von Bruno Granichstaedten, Robert Gilbert, Robert Stolz und Hans Frankoswski


Musikalische Leitung: Walter Kiesbauer

Regie: Christoph Biermeier

Ausstattung: José Luna

Choreographie: Andrea Heil

Dramaturgie: Carola Söllner

Mit: Elisabeth Ebner, Kathrin Hanak, Ernst Konarek, Miriam Anna Schwan, Melanie Starkl, Renate Regel, Sabrina Reischl, Birgit Reutter, Marie Roehl; Denis Edelmann, Andreas Entner, Andres Esteban, Oliver Fobe-Dörr,  Felix Martin, Gerald Michel, Steffen Scheumann, Pedro Stirner, Udo Zepezauer


Musiker: Andreas Blüml, Matthias Zippel/Bernd Bolsinger, Klaus Wangorsch/Ralf Reichert, Radek Fedyk/Volker Kamp, Georg Prokein/Peter Imig, Matthias Enger, Jonathan Göring


Presse:

(…) Kann man das legendäre Singspiel mit den unsterblichen Schlagern (…) heute noch auf die Bühne bringen, ohne mehr als eine billige Sommergaudi abzuliefern? Man kann. Der Haller Intendant Christoph Biermeier verlässt sich nicht nur auf die bekannte Handlung, die vor allem stramm auf die Ohrwürmer ausgerichtet ist. Er  macht aus Stück rund um den Zahlkellner Leopold, der Rössl-Wirtin Josepha und die Berliner Touristenschar in der Sommerfrische eine zeitgemäße Revue von der Sorte, wie wir sie uns häufiger wünschen würde im Freilichttheater: schrill, schräg, sexy und mit ganz viel Spaß an der Überzeichnung.

José Luna setzt das Regiekonzept mit einem großen leuchtenden Herz als kitschigem (Hotel-) Bühnenbild und mit aufwendigen Fantasiekostümen wie ein trashig ausgestattetes Ballet so schillernd in Szene, dass man sich in Schwäbisch Hall mitunter die Augen reibt. (…) Zu diesem Zeitpunkt haben die meisten längst ihr Herz verloren -- ans “Weiße Rössl” in Hall. Stuttgarter Zeitung, 24.7.2013


Bayerisch oder österreichisch? Ein Lebkuchenherz, das über der schrillen Inszenierung thront, ist das Herzstück des Bühnenbilds von José Luna für die Operette “Im weißen Rössl”.

Wenn das mal nicht komplett aus dem Ruder läuft, schießt es einem zu Beginn durch den Kopf. Schon das Bühnenbild: ein gigantisches Lebkuchenherz auf dem “I mog di” steht und das weniger an den Wolfgangsee erinnert als ans Münchner Oktoberfest. Viele der Premierenbesucherinnen kommen in Dirndl, ihre Männer mit Lederhose und kariertem Hemd. Wo soll das hinführen?

Gaudi

Doch Freilichtspiel-Intendant Christoph Biermeier − auch er in Lederhose − hat alles richtig gemacht. Zum einen, dass er die Erfolgsoperette “Im weißen Rössl” auf die Große Treppe holt, zum anderen, dass er sie selbst inszeniert als völlig überdrehte Gaudi, schon in der ersten Szene klar ist: Heute wird alles auf die Schippe genommen. Das Publikum ist hell begeistert und spendeten langen Applaus mit Bravo-Rufen. (…)

Biermeier (hat) an der Humorschraube einfach kräftig weiterdreht, ohne Rücksicht auf Verluste. Denn beim pausenlosen Haller Gag-Feuerwerk ist auch mancher Rohrkrepierer dabei, doch was soll”s? (…)

Schräge Lieder

Und was wären diese wunderbar schrägen Lieder wie “Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist?”, “Im Salzkammergut, da kammer gut lustig sein” oder “Zuschau”n kann i net” ohne eine Kapelle, die ihnen den nötigen Schwung verpasst. Die Haller Musiker meistern das unter der Leitung von Walter Kiesbauer mit Bravour. Auf diesem Fundament lässt sich großartig singen.

Das ist die andere Stärke der Haller Inszenierung: Das Ensemble überzeugt sowohl schauspielerisch als auch stimmlich. (…)

Klasse sind sie alle. (…) Den Vogel schießt aber Ernst Konarek als leicht debiler Kaiser Franz Joseph ab: köstlich. Und da ist ja noch Felix Martin als Leopold: ein herrliches Schlitzohr mit feiner Stimme, den Biermeier aber aussehen lässt wie den Bayernkönig Ludwig II.

Sein Ziel dürfte Biermeier jedenfalls erreicht haben: Man geht nach Hause und trällert “Die ganze Welt ist himmelblau” vor sich hin. Heilbronner Stimme, 22.7.2013


(…) Wenn man ein Stück inszeniert, das durch einen Film sehr bekannt ist, hat man zwei Möglichkeiten. Entweder man macht es dem Film ähnlich, oder man macht es radikal anders. Den zweiten Weg haben Intendant und Regisseur Christoph Biermeier und sein Bühnenbildner José Luna gewählt. Ein riesiges Lebkuchenherz bildet die Fassade des Hotels am Wolfgangsee -- interessanterweise mit orientalisch anmutenden Verzierungen an Balkongeländern und am Portal -, und die Kostüme sind quietschbunt und frivol, irgendwo zwischen Commedia dellarte, Oktoberfest-Moden und Fasching angesiedelt. (…) Dieses “weiße Rössl” ist eine Riesengaudi. Haller Tagblatt, 22.7.2013


Fotos von Jürgen Weller