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Die Tochter des Salzsieders

Ein historischer Krimi

von Ulrike Schweikert


Schwäbisch Hall vor fünfhundert Jahren: Die ehrenwerte Bürgerschaft betrügt bei den Steuerabrechnungen, die Bauern werden um ihren Verdienst gebracht und es kommt sogar zu unnatürlichen Todesfällen. Säuglinge sterben, ein Knecht wird vergiftet und eine Amme aus dem Kocher gezogen. Die junge Anne Katharina Vogelmann, neugierig und intelligent, versucht den Machenschaften auf den Grund zu gehen. Am Ende löst sie nicht nur die Kriminalfälle, sondern entdeckt unter der Oberfläche der Wohlanständigkeit einen Sumpf aus Lügen, Betrug und Verrat…



Dieses Stück, eine Auftragsarbeit an Ulrike Schweikert, entstand anlässlich des 90. Geburtstags der Freilichtspiele Schwäbisch Hall. Gefördert von der Baden-Württemberg Stiftung wurde diese Inszenierung als Bürgertheaterprojekt verwirklicht. Etwa 200 Menschen aus Schwäbisch Hall und die Profis der Freilichtspiele haben diesen historischen Krimi auf die Große Treppe gebracht. Diese Bühne ist eine riesige Leinwand und  entsprechend aufwändig und bildhaft war das Ganze. Der ganze Marktplatz war der Schauplatz und mit der Musik von Thomas Unruh und der Ausstattung von Claudia Rüll Calame -Rosset war’s ein richtiger historischer Theater-”Film”. Womit aber keiner gerechnet hat, war der Publikumszuspruch: jede Vorstellung mehr als 1200 Besucher … .


Regie: Christoph Biermeier

Ausstattung: Claudia Rüll Calame-Rosset

Musik: Thomas Unruh

Choreographie: Miriam Schwan

Dramaturgie: Georg Kistner

Produktionsleitung: Nellie Krautschneider


Und hier der Trailer!


Presse:

„Die Tochter des Salzsieders“ ist die Dramatisierung eines historischen Romans von Ulrike Schweikert. Schweikert bearbeitete den Stoff gemeinsam mit Regisseur Christoph Biermeier und dem Dramaturgen Georg Kister für die Freilichtspiele Schwäbisch Hall: Turbulente Massenszenen, zugespitzte Charaktere, Schwung und Aberwitz. … Die Treppe vor der Kirche ist eine Herausforderung für die Künstler. Regisseur Christoph Biermeier schöpft ihre Möglichkeiten voll aus. Um das Kernensemble herum schwirren Kinder, Bürger der Stadt: Dutzende von Statisten spielen mittelalterliches Leben. … Die Krimihandlung entfaltet sich in diesem fulminant-ironischen Sittenbild erst spät – die tragenden Figuren stehen bis dahin lange schon lebhaft vor dem Publikum. Rafael Banasik ist Katharinas Bruder Ulrich, ein hilfloses Raubein mit kratziger Stimme; Christian Sunkel gibt den Schwäbisch Haller Schultheiß und den windigen Geschäftsmann Rudolf Senft. Seine Cousine Afra wird schön grell dargestellt von Sandra Mitsch; Christoph Schüchner als Landknecht Rugger ist äußerst markant. „Er hat die Mauern von Hall hinter sich gelassen und ist in die weite Welt hinaus gezogen“, schmachtet Afra ihn hingerissen an. Das Verzweifeln an kleinstädtischer Enge zieht sich als versteckte, aber pikante Spitze durch das Stück: „Nichts wie raus aus dieser Stadt!“ – das ist der letzte Ausruf Katharinas, dann beginnt der Applaus. Stuttgarter Nachrichten, 5.7.2015


Keine Angst vor Hollywood …

Für die 90. Saison der Haller Freilichtspiele entstand eine Bühnenfassung des Bestsellers. Auch sie lebt vom Spagat zwischen historischem Lokalporträt und allzu menschlichen Abgründen. Intendant und Regisseur Christoph Biermann (sic!) ist dieser auf eindrückliche und vor allem unterhaltsame Weise gelungen − mithilfe eines imposanten Bürgerensembles.

Farbenprächtige Bilder entstehen auf der Großen Treppe vor St. Michael. Die Regie hat keine Angst vor Hollywood-Effekten. Neben dunklen Gestalten, Nebelschwaden und derb-realistischen Pranger- und Badehausszenen tauchen immer wieder surreale Bilder auf. Die besoffenen Junker tragen entstellende Masken, Drachenschwänze und Schmetterlingsflügel. Die von Nacht, Angst und Wein verzerrte Wirklichkeit zeichnet sich an ihren Körpern ab. Die Bürger der Stadt feiern Taufe: Gaukler und Musikanten, die Nonnenabtei und der Siederhof spielen auf. Die rote Haller Tracht, Mieder, Puffhosen, modi-sche Extravaganzen anno 1510, Salutschüsse. Aufwendige Massenszenen einer Grand opéra. …  Mit Jennifer Krannich ist die Hauptrolle glänzend besetzt. Sie verkörpert eine aufmüpfige und abenteuerlustige Porzellanschönheit, die keine Angst vor stolzen, brüllenden, und betrunkenen Siedern hat. Als sich der Verdacht gegen sie selbst wendet, muss sie vor dem Haller Rat um ihr Leben kombinieren und den Knoten lösen. Die Stimme des Volks wird als Brecht”scher Chor inszeniert, dem Krannich als ebenbürtige Solistin gegenübersteht.

Zuletzt will die Jungfer Anne-Katharina Hall verlassen. Das gesamte Ensemble aber starrt ins Publikum, als könne man vor der Niedertracht der Menschen nicht fliehen. Zögernd setzt langer Applaus ein. Vielleicht erwartete der ein oder andere noch einmal das große Spiel vom Anfang, das heitere Spektakel, das Wegwischen der tragischen Schicksale durch Alltag und Geschichte. Heilbronner Stimme, 29.6.2015


Fotos: Jürgen Weller