123_1

Eins, zwei, drei

von Ferenc Molnar (und Ernst Lubitsch)


Das waren noch Zeiten als Filme noch auf Theaterstücken basierten.

Bankpräsident Norrison sieht sich vor eine schwierige Aufgabe gestellt: Lydia, die ihm anvertraute Tochter eines amerikanischen Geschäftsfreundes, gesteht ihm um drei Uhr nachmittags, dass sie insgeheim den Taxichauffeur Fuss geheiratet hat und ein Kind von ihm erwartet, ihre nichtsahnenden Eltern aber in einer Stunde am Bahnhof eintreffen werden. Zur Rettung seines Ansehens und seiner lukrativen Geschäftsverbindung bleibt Norrison nichts. anderes übrig, als den Taxichauffeur innerhalb einer Stunde in einen annehmbaren, ja idealen Schwiegersohn zu verwandeln. Das Zauberkunststück gelingt. Aus Antal Fuss wird (durch eine Adoption) Anton Graf Dubois-Schottenburg, aus dem Taxichauffeur der Direktor einer Autofabrik, aus dem sozialdemokratischen Parteimitglied ein Mitglied des Golfklubs und als Zugabe auch noch ein Generalkonsul. Fuss lässt, wenn auch widerwillig, alles um seiner Liebe willen geschehen. Die finanziellen Mittel und die rasche Entschlusskraft Norrisons, eines typischen Finanzkapitäns, sichern das glatte Gelingen des Plans; punkt vier Uhr kann er beruhigt in Urlaub gehen.


Glaubt man den Kritikern, ist EINS, ZWEI, DREI Molnárs gesellschaftskritischstes Stück. Der Amerikanismus seiner Zeit und seine bekannten Maximen „Geld regiert die Welt“, „Zeit ist Geld“, „Kleider machen Leute“ werden präzise und knapp ausgestellt. Nicht von ungefähr ließ sich Billy Wilder von Molnárs Komödie zu seinem gleichnamigen Filmerfolg anregen. Die spritzige, die Personen charakterisierende Sprache, die aufblitzenden Pointen, besonders der Kunstgriff, das Geschehen von einer Stunde in schnellstem Handlungstempo tatsächlich in einer Stunde auf der Bühne abrollen zu lassen, machen EINS, ZWEI, DREI zu einem dramaturgischen Bravourstück.


Premiere: 28.11.2008, Neues Theater Halle/Saale in der Kulturinsel


Presse:

… die Kulturinsel dürfte mit dieser ideologischen Umschulung im Sauseschritt nach den “Comedian Harmonists” schon wieder einen Publikumshit gelandet haben. Mitteldeutsche Zeitung


Regie und Textfassung: Christoph Biermeier


Ausstattung: Katrin Busching


Musik: Sebastian Herzfeld


Dramaturgie: Ralf Meyer


Mit: Hannelore Schubert, Dane Hoffmann, Sophie Schüttler, Hilmar Eichhorn, Jonas Hien, Andreas Range, Jörg Simonidis, Karl-Fred Müller

Foto: Katrin Busching