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Die Herzogin von Chicago


Operette in zwei Akten mit einem Vor- und Nachspiel von von Emmerich Kálmánn

Text: Julias Barmer und Alfred Grünwald


Gegensätze ziehen sich an? Wohlan, zuweilen irrt der Volksmund. Denn in Emmerich Kálmáns Operette Die Herzogin von Chicago ist das ganze Gegenteil der Fall. Verwundern darf dies freilich nicht, zu groß scheint die Kluft zwischen den Parteien. Hier Sándor, stolzer Erbprinz eines arg verschuldeten Balkanländchens; ein Mann, der sich in der Gesellschaft am liebsten incognito zeigt. Dort Mary Lloyd, verwöhnte Tochter eines nordamerikanischen Industriemagnaten, die doch tatsächlich glaubt, mit Papis Dollars ließe sich die Welt kaufen.

Bei Sándor, dem das gute alte Europa mitsamt seinem Sitten- und Moralkodex noch viel(es) bedeutet, stößt sie mit dieser überheblichen Attitüde auf Ablehnung. Das Problem ist nur, dass der finanziell angeschlagene Kronprinz mit ansehen muss, wie sein Herz von Eros’ Pfeil durchbohrt wird.Und weil Mary das Gleiche geschieht und sie einiges Wichtige hinzu lernt über die menschliche Natur, führt der Weg der beiden Kontrahenten schließlich doch noch zum Altar. Oder etwa nicht? Gehen wir mit Volker Klotz konform, dann ist ja die Operette ein im besten Fall musikalisch wie dramaturgisch aufsässiges Bühnenstück, das wider erstarrte und verstockte Lebenshaltungen anrennt. Und so tut es dieses durch und durch sozialkritische Meisterwerk, dessen Melodienreichtum schier unermesslich ist und dessen sarkastische Note man nur richtig betonen muss, um die Augen zu öffnen für das, was uns schwach werden lässt.

Auffällig die formale Symmetrie. Denn die beiden Mittelakte, die in Sándors Residenzschloss spielen, werden umrahmt von einem szenischen Vor- und Nachspiel, das in einer Tanzbar verortet ist. Ebendort kommt es zum musikalischen Wettstreit. Und damit zur Frage, was flotter, pfiffiger, zeitgemäßer ist: Csárdás und Walzer? Oder doch Charleston und Foxtrott?


Musikalische Leitung: Marco Zeiser Celesti / Deniola Kuraja

Inszenierung: Christoph Biermeier

Bühne: Heiko Mönnich

Kostüme: Ursina Zürcher

Dramaturgie: Jürgen Otten

Licht: Brigitta Hüttmann

Choreinstudierung CANTAMUS: Maria Radzikhovskiy / Marco Zeiser Celesti

Choreografie und Bewegungsregie: Andrea Heil


Sándor Boris: Johannes An / Tobias Hächler

Miss Mary Lloyd: Jaclyn Bermudez

Rosemarie Sonjuschka: Maren Engelhardt / Hanna Larissa Naujoks

Jonny James Jacques Bondy: Marian Pop / Hansung Yoo

Graf Bojazowitsch: Bernhard Modes

Marquis Perolin: Nils Zeuner

Graf Negresco: Peter Elter

Tihany | Benjamin Lloyd, Vater von Mary: Dieter Hönig

Millliardärstöchter vom “Young Ladies Club” in New York: Ann-Christin Förste / Sabine Roppel / Tae Ozaki / Elisabeth Rogers / Catherina Paz Cartes Alarcon / Jeanette Schäfer

Tänzerinnen: Martha Leon Castano / Sofie Eriksson / Claudia Kühn / Sini Mantere / Swarna Rautiainen / Euichae Jeong

Tänzer: Karim Afoun / Dhimas Aryo Satwiko

Chor des Staatstheaters Kassel

CANTAMUS  Kinder- und Jugend Chor


Presse:

Rezension vom 24.1. 2016 Bayern 4 Klassik - Operetten Boulevard:

Herzogin


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