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Robert Seethaler: Der Trafikant


Robert Seethaler erzählt die Geschichte von Franz, Freud und Anezka im Wien der 1930er Jahre. Der 17-jährige Franz Huchel verlässt 1937 sein Heimatdorf, um in Wien als Lehrling in ­einem Tabak- und Zeitungsgeschäft sein Glück zu suchen. Dort begegnet er dem Stammkunden Sigmund Freud und ist sofort fasziniert von dessen Ausstrahlung. Im Laufe der Zeit entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden unterschiedlichen Männern. Als sich Franz in die Varietétänzerin Anezka verliebt und in eine tiefe Verunsicherung stürzt, sucht er Rat bei Professor Freud. Dabei stellt sich jedoch heraus, dass dem berühmten Psychoanalytiker das weibliche Geschlecht ein ebenso großes Rätsel ist wie Franz. Ohnmächtig sind beide auch angesichts der sich dramatisch zuspitzenden politisch-gesellschaftlichen Verhältnisse …

«Ein Buch über Freundschaft in schwerer Zeit und darüber, wie man Mensch bleibt, auch wenn der Abschaum regiert. Ein großartiger Roman.» (WDR) «Seethaler hat eine wunderbare, mit viel Leichtigkeit und Witz erzählte Adoleszenzgeschichte geschaffen – dahinter ist aber immer das dunkle Donnergrollen der schweren Zeit hörbar, die sich in Wien ankündigt.» (kulturtipp)


Regie: Christoph Biermeier

Ausstattung: Claudia Rüll Calame-Rosset

Musik: Christoph Peters

Dramaturgie: Anja Junski

Regieassistenz: Caro Leweling


Mit:

Nikola Norgauer, Janina Raspe, Paul Kaiser, Max Konrad, Julian Niedermaier, Fabio Piana, Jeff Zach


Premiere: 28. Oktober 2022,  Grenzlandtheater Aachen


Presse:

“(…) Immer wieder erscheint das Stück auf unterschiedlichen Ebenen. Es wird stürmisch und wild, wenn das Ensemble in viele Rollen schlüpft, um das schlüpfrige Prater-Leben oder die laute Geräuschkulisse der Wiener Straßen zu erzeugen. Dann wird es träumerisch, wenn Franz aus den Briefen seiner Mutter und andersrum liest. Schließlich wird es ernst, wenn man merkt, wie sich der Nationalsozialismus ab Spätsommer 1936 ausbreitet. Was der Romanvorlage von Seethaler schon gelang, nämlich die schnörkellose Darstellung vom Erwachsenwerden, die Bedeutung von Träumen und der Einfluss des Nationalsozialismus auf das Leben der Menschen mit einer unglaublichen Leichtigkeit zu verbinden, gelingt auch in dieser Inszenierung. Immer wieder wird die Geschichte aufgelockert, vor allem durch das Schlüpfen in die unterschiedlichen Rollen, die mit einer unglaublichen Beweglichkeit und Tempo einhergeht. Julian Niedermeier und Fabio Piana werden vom Pfarrer zum Prediger, vom Metzger zum Kellner, vom Freund zum Feind. Das Publikum dankt es mit rasendem Applaus. Eine frische, gelungene Inszenierung, die – „Der Trafikant“ ist Schullektüre – ganze Schulklassen ins Grenzlandtheater lockt.” (KLIENKES)


“(…) Die Bühnenfassung, die ebenfalls von Seethaler stammt, der auch Drehbuchautor und Schauspieler ist, lässt den Theatern relativ viel freie Hand. Der aus Niederbayern stammende Regisseur Christoph Biermeier macht daraus bei seiner ersten Arbeit in Aachen eine berührende Inszenierung mit viel Emotionalität, ohne ins Sentimentale zu kippen – eine Gratwanderung. Dabei kann er sich auf ein bemerkenswert starkes Ensemble stützen, das nicht nur die Herausforderung meistern muss, relativ viele Rollen, sondern auch diverse Szenerien mit geringsten Mitteln abdecken zu müssen. Die Mutter am Attersee, der Sohn in Wien, Tabaktrafik, Rummel auf dem Prater, Varietétheater, Gestapo-Hauptquartier, Stadtpark, Freuds Wohnung – es ist fast ausschließlich das Spiel der Darsteller, das die jeweilige Szenerie vor dem geistigen Auge der Zuschauer entstehen lässt. (…) Aachener Zeitung, 30.10.2022